Direkte und indirekte Zitate (Paraphrasen) sollten nicht isoliert stehen, sondern in den (wissenschaftlichen)Text eingebunden werden. Das geht auf verschiedene Arten. Dabei kann man oft nicht vermeiden, auch etwas über die eigene Einschätzung zum Text zu verraten bzw. so gelesen zu werden. Aus diesem Grund sollte man sich darüber im Klaren sein, was man mit bestimmten Redemitteln eigentlich andeutet.
Positive Formulierungen: heben die Güte oder den Wert eines Textes/einer Aussage besonders hervor. Lieber sparsam damit, sonst verliert dieses Mittel seine Wirkung!
- In ihrem hervorragenden Artikel X weist Schmidt nach, dass ...
- Müller stellt überzeugend dar, dass [es einen Zusammenhang gibt,…]
- Schmidts Aussage, dass ..., hat das Potenzial, [große gesellschaftliche Änderungen anzuregen; die Diskussion auf ein neues Level zu bringen; ...]
- Der Artikel X ist empfehlenswert, weil alle Argumente für/gegen Y elegant/übersichtlich/nachvollziehbar zusammengebracht werden (, was bisher in keiner anderen Arbeit zu beobachten war).
- Nicht ohne Grund wurde Müller für seine Monografie X ausgezeichnet, ist sie doch [so treffend, aktuell, kritisch, reflektiert, multiperspektivisch ...] wie kaum ein anderes Werk zu diesem Themenkomplex.
Neutrale Formulierungen vermitteln: Ich stimme dem Autor/der Autorin (eher) zu
- Wie Müller dazu anmerkt, ist es [enorm wichtig, unnötig, …]
- laut Müller; Müller zufolge
- Nach der Definition, die Müller (2010:37) vorschlägt, …
- Müller betont, dass …
- Müller vermutet, dass …
- Müller diskutiert, ob/inwiefern… (diskutieren = mehrere Positionen beleuchten)
- „[direktes Zitat]“, wie Müller pointiert zusammenfasst
- Mit der Aussage „[Zitat]“ bringt Müller das Problem auf den Punkt.
Formulierungen, die vermitteln: Ich stimme dem Autor/der Autorin (eher) nicht zu.
- Müller behauptet, dass … (Behauptung = nicht bewiesen = unwissenschaftlich! – Vorsichtig damit!)
- Müller mutmaßt … [ähnlich wie „vermutet“, aber weiter hergeholt]
- Folgt man Müller in dieser Argumentation, so sei es [schwierig, leicht, …] (Konjunktiv – es sei, es wäre, … = Distanzierung von der Botschaft]
- Müllers Argument ist so nicht haltbar, denn … (Vorsichtig damit!)
- Hätte Müller mit dieser Aussage recht, würde das bedeuten …
- Fraglich an dieser Aussage ist …
- Müllers Aussageabsicht wird an dieser Stelle nicht klar [ist unklar; ambivalent; nicht eindeutig; nicht nachvollziehbar; zu einseitig - Gründe/Belege anführen!]
Formulierungen, die mehrere Aussagen/Autor*innen in Bezug setzen
- Im Gegensatz zu Schneider, die X vermutet, sieht Müller es so: …
- Müller widerspricht damit indirekt/direkt/explizit Schneider, der …
- Schneider bezieht/stützt sich in ihrer Argumentation auf Müller.
- Schneider kritisiert an Müllers Theorie/Methode/…, dass … .
- Obwohl die Texte/Theorien von Schneider und Müller in großen Teilen übereinstimmen, unterscheiden sie sich im Bereich/bei der Bewertung von [Themengebiet; Detail].
Diskurs darstellen
Der Diskurs ist die Art und Weise, wie über bestimmte Themen oder Ereignisse gesprochen wird -- und ob überhaupt darüber gesprochen wird. Das ist nicht eine Meinung, sondern das Gesamtbild aller Meinungen, Ansichten, Gedanken zu einem Thema in einer Gesellschaft. Man kann also etwa vom "aktuellen europäischen Frauenrechtsdiskurs" sprechen oder dem "Diskurs über die Diskriminierung von Menschen mit dunkler Hauptfarbe". Wer einen Diskurs darstellt, gibt eine Art Übersicht oder Gesamtbild ab, um sich dann selbst mit der eigenen Forschungsarbeit darin zu verorten oder auf eine bestimmte Seite zu stellen.
- Der Diskurs ist aktuell deutlich zweigeteilt. Während die einen [X denken], ist der andere Teil der Meinung, dass [Y]. Positionen zwischen diesen Extremen sind kaum/nicht zu beobachten.
- Im aktuellen Diskurs lässt sich die vorliegende Arbeit [der Gruppe, der Schule von ..., dem Extrem, ...] zuordnen, und zwar aus folgenden Gründen: ...
- Wie die Mehrheit der Wissenschaftler dieser Zeit angenommen hat …
- In der zweiten Hälfte des 19. Jhs kam es zu einem Kurswechsel. So formuliert Müller rückblickend dazu: „Zitat“. [rückblickend= der Autor hat es selbst erlebt und bewertet es im Nachhinein]
- Diese Entwicklung verlief nicht geradlinig, so widersprachen Müller und Schneider sich etwa in den wichtigen Bereichen [Familie, Religion, Ehe, Ernährung, …]
- [Nach Paraphrase oder Zitat] Diese Position erscheint heute indiskutabel, war zur damaligen Zeit/zur Zeit der Veröffentlichung aber Konsens.
Habt ihr noch Tipps oder Strategien, um Zitate in einem wissenschaftlichen Text einzubinden? Was bereitet euch Probleme? Sind ein paar Überraschungen in diesem Beitrag gewesen?
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